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I N H A L T
"Enzyklopädie der Psychologie"
  Hamburg-Wechsler Intelligenztest für Erwachsene        Rhythm-Test  
Halstead-Reitan Neuropsychological Battery Speech-sounds Perception Test
Category Test Finger Oscillation Test
Tactual Performance Test  
 

aus: "Enzyklopädie der Psychologie", Hogrefe Verlag, Göttingen, 1983, S. 298 - 305

Der "Wechsler Adult Intelligence Test (WAIS)", der in deutscher Bearbeitung als "Hamburg-Wechsler Intelligenztest für Erwachsene (HAWIE)" vorliegt, ist im eigentlichen Sinne keine neuropsychologische, sondern eine Intelligenztestbatterie, wurde jedoch in den vergangenen Jahrzehnten in ausgedehntem Maße im Rahmen von Forschung und Praxis neuropsychologischer Diagnostik herangezogen, so dass eine Darstellung in diesem Zusammenhang berechtigt erscheint.

Der Test besteht aus den 11 Untertests "Allgemeines Wissen", "Allgemeines Verständnis", "Zahlennachsprechen", "Rechnerisches Denken", "Gemeinsamkeitenfinden", "Wortschatz-Test", "Zahlen-Symbol-Test", "Bilderergänzen", "Mosaiktest" und "Figurenlegen", von denen die ersten 6 Subtests dem Verbalteil, die letzten 5 Subtests dem Handlungsteil des Tests zugeordnet sind. Der Test besitzt in seiner deutschen Version Normen für Altersgruppen von 10 bis 60 Jahren und erlaubt neben der Berechnung eines Gesamtintelligenzquotienten auch die Ermittlung eines Verbal- und Handlungs-IQ. Für eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Subtests sowie der Errechnung der Wertpunkte und Intelligenzquotienten sei auf die relevante Literatur verwiesen (z.B. Wechsler 1956).

Ausführliche Darstellungen der neuropsychologischen Anwendungsmöglichkeiten des Tests finden sich u.a. bei Matarazzo (1972), Lezak (1976) und Golden (1978, 1979). Außerdem finden sich zahlreiche Beispiele neuropsychologischer Anwendungen des Tests in den Beiträgen des Sammelbandes von Reitan & Davison (1974), wobei generell zu vermerken ist, dass der WAIS sowohl von Reitan und seinen Mitarbeitern selbst als auch von anderen Autoren häufig als Ergänzung der Halstead-Reitan Testbatterie verwendet wird.

Die einzelnen Testdaten des WAIS bzw. der zur Untersuchung von Kindern entwickelten Vergleichsform (WISC bzw. HAWIK) wurden bisher in unterschiedlicher Weise zur Erfassung neuropsychologischer Dysfunktionen herangezogen.

Zunächst weisen Gruppenuntersuchungen, die die Höhe des Gesamt-IQ hirngeschädigter und normaler Probanden vergleichen, in der Regel trotz vergleichbarem Erziehungsniveau und sozioökonomischem Status bei ersteren eine signifikante Intelligenzbeeinträchtigung nach, die jedoch für die Klassifikation des Einzelindividuums kaum von Bedeutung ist (Reitan & Davison 1974).

Versuche, das Vorkommen zerebraler Dysfunktionen mittels einer Analyse von Testleistungsmustern zu erfassen, bezogen sich vorwiegend auf die Gegenüberstellung hirnschädigungssensitiver und nichtsensitiver Subtests, wobei zur übersichtlicheren Darstellung der Befunde meist ein Abbauquotient konstruiert wurde. Ergebnisse und Probleme dieses Ansatzes sind zusammenfassend auf Seite 244 dargestellt.

Die Berechnung der Testleistungsdifferenz zwischen dem Verbal- und Handlungsteil des WAIS beruht auf der Annahme, dass der Verbalteil den linkshemisphärischen, der Handlungsteil den rechtshemisphärischen Leistungszustand des Gehirns widerspiegeln, so dass beim Vorkommen lateralisierter zerebraler Dysfunktionen mit einer vergrößerten Differenz zwischen beiden Testteilen zu rechnen ist. Ergebnisse und Probleme dieses Ansatzes haben wir zusammenfassend auf Seite 251-253 dargestellt.

Ein weiterer Interpretationsansatz besteht in dem isolierten Vergleich der Testleistungen in einzelnen Subtests bei hirngeschädigten und nichthirngeschädigten Probanden. Aufgrund der vorliegenden Untersuchungen lassen sich folgende allgemeine Aussagen zur differentialdiagnostischen Brauchbarkeit einzelner WAIS-Subtests machen: Die Subtests "Zahlen-Symbol-Test", "Mosaiktest" und "Zahlennachsprechen" sind die Verfahren, die in der Regel am sensitivsten auf das Vorliegen zerebraler Dysfunktionen ansprechen. Insbesondere der "Zahlen-Symbol-Test" dürfte die höchste Differenzierungsfähigkeit zwischen normalen und hirngeschädigten Probanden aufweisen, wobei zur Zeit nicht ersichtlich ist, auf welche Komponente des Testverfahrens (motorische Reaktionsgeschwindigkeit, visu-motorische Koordination, assoziatives Gedächtnis usw.) diese Leistung zurückzuführen ist. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass dieses Verfahren, ebenso wie viele andere Verfahren, die Komponenten der Reaktionsgeschwindigkeit enthalten, auch auf neurotische und psychotische Störungen anspricht und daher differentialdiagnostische Probleme beinhaltet (Reed, Reitan & Klove 1965; Smith 1975; Golden 1978, 1979). Der "Mosaiktest" scheint wie andere Verfahren der räumlichen Wahrnehmungsorganisation stärker auf rechtsseitige, insbesondere parietale Dysfunktionen anzusprechen, was jedoch nur relativ zu sehen ist (McFie 1975). Demgegenüber scheint der Subtest "Zahlennachsprechen" etwas stärker auf linksseitige Dysfunktionen zu reagieren.

Die Subtests "Gemeinsamkeitenfinden", "Rechnerisches Denken", "Figurenlegen" und "Bilderordnen" werden zwar in der Regel ebenfalls, jedoch in einem geringerem Maße als die zuvor erwähnten Subtests von zerebralen Dysfunktionen beeinflusst. Am wenigsten sensitiv scheinen die Subtests "Allgemeines Wissen", "Allgemeines Verständnis", "Wortschatztest" und insbesondere "Bilderergänzen" zu sein, die häufig nur wenig beeinträchtigt werden (Woo-Sam 1971; Woo-Sam, Zimmermann & Rogal 1971). Jedoch ist auch diese Aussage nur relativ zu sehen (vgl. z. B. Reed, Reitan & Klove 1965).

Die "Halstead-Reitan Neuropsychological Battery" ist die zur Zeit bekannteste, effizienteste und mit Abstand am besten validierte neuropsychologische Testbatterie.

Ihre Entwicklung geht auf die frühen Arbeiten von Ward Halstead an der University of Chicago zurück und stellt den Versuch dar, "biologische Intelligenz" bei Patienten mit Frontalhirnläsionen zu messen. In seinem 1947 erschienenen Buch "Brain and intelligence: A quantitative study of the frontal lobes" stellte Halstead die Mehrzahl der Subtests vor, die heute noch den Kern der Testbatterie bilden. Seine Arbeit wurde ab 1951 von einem seiner Schüler, Ralph Reitan, am neuropsychologischen Laboratorium der University of Indiana Medical Center fortgeführt. Reitan veränderte und ergänzte die Testbatterie sowohl bezüglich der darin enthaltenen Subtests als auch, was als eines seiner größten Verdienste anzusehen ist, bezüglich der der diagnostischen Urteilsbildung zugrundeliegenden neuropsychologischen Inferenzprinzipien (siehe Seite 23 8 f f.).

Heute darf die Halstead-Reitan Batterie als die international bedeutendste neuropsychologische Testbatterie angesehen werden. Ihre bisherigen empirischen Anwendungen erstrecken sich über nahezu alle Bereiche der neuropsychologischen Diagnostik und reichen von der Untersuchung der neuropsychologischen Auswirkungen spezifischer Hirnschädigungsformen (vaskuläre Läsionen, Hirntraumen usw.) bis hin zur Untersuchung der zerebralen Nebenwirkungen spezieller medizinischer Maßnahmen. Eine Übersicht über verschiedene Anwendungsformen des Verfahrens kann dem Abschnitt über "Aufgaben und Anwendungsbereiche" (siehe Seite 196ff.) entnommen werden.

Beeindruckend an der Forschung zur Halstead-Reitan Batterie, insbesondere soweit sie von Reitan und Mitarbeitern selbst vorgenommen wurde, ist das methodische Niveau, das der Validierung des Verfahrens zugrunde lag. Dies äußert sich nicht nur in strengen Kriterien bezüglich der Zusammensetzung der Patienten- und Kontrollpersonen-Stichproben, sondern vor allem in dem Versuch, der Validierung optimal valide medizinische Außenkriterien (Computertomographie, Angiographie, Pneumenzephalographie, direkte Beobachtung) zugrunde zu legen, was nur von wenigen andern Methoden behauptet werden kann.

Ergebnisse empirischer Validierungsstudien zur Halstead-Reitan Batterie sind im Abschnitt über "Validierung neuropsychologischer Verfahren" (siehe Seite 265ff.) aufgeführt. Weitgehend unabhängig von den verwendeten Auswertungsmethoden (Beeinträchtigungsindex, Diskriminanzanalyse, computergesteuerte Systeme von Entscheidungsregeln; vgl. Abschnitt "Zusammensetzung und Auswertung neuropsychologischer Testbatterlen", S. 260ff.) liegen die Trefferraten bezüglich der Diskrimination von hirngeschädigten gegenüber nichthirngeschädigten Probanden durchschnittlich zwischen 80 und 95 %, wobei die Trefferraten offenbar um so höher sind, je valider das zugrundeliegende medizinische Außenkriterium ist (Snow 1981). Insgesamt entsprechen die Trefferraten der Halstead-Reitan Batterie in Vergleichsuntersuchungen jenen der validesten medizinischen Maße (Computertomographie, Anglographie, Pneumenzephalographie) und übersteigen jene der weniger validen medizinischen Messverfahren (EEG, Röntgenuntersuchung, neurologische Standarduntersuchung, Szintigraphie) deutlich (Filskov & Goldstein 1974; Snow 1981). Allerdings sind die entsprechenden Trefferraten zur Vorhersage der Lateralisierung und Art der Hirnschädigung, insbesondere bei Kreuzvalidierungen, bedeutend geringer (siehe Seite 268-269).

Die Halstead-Reitan Batterie eignet sich in ihrer Standardform zur Untersuchung erwachsener Probanden und kann ab einem Lebensalter von 15 Jahren eingesetzt werden. Die Untersuchung von Probanden im höheren Lebensalter ist jedoch insofern problematisch, als die Normierung des Verfahrens an Patienten bis zu 50 Jahren vorgenommen wurde. Ältere Probanden werden daher aufgrund der Tatsache, dass sich neuropsychologische Funktionsmaße allein aufgrund der normalen Alterungsprozesse mit zunehmendem Alter verschlechtern, was auch für verschiedene Maße der Halstead-Reitan Batterie (Category Test, Tactual Performance Test, Beeinträchtigungsindex) zutrifft (Parsons & Prigatano 1978; Bak & Greene 1980), häufig auch dann als hirngeschädigt klassifiziert, wenn dies in Wirklichkeit nicht zutrifft. Außerdem bestehen innerhalb des Altersbereichs zwischen 15 und 50 Jahren keine spezifischen Altersnormen.

Für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren kann eine vereinfachte und verkürzte Form der Halstead-Reitan Batterie Anwendung finden. Reitan entwickelte jedoch speziell für Kinder eine eigene Testbatterie ("Reitan Indiana Neuropsychological Test Battery for Children"), die auch bei jüngeren Kindern ab einem Alter von 5 Jahren angewendet werden kann und neben modifizierten Verfahren aus der Erwachsenenbatterie auch eine Reihe völlig neuer Untersuchungsmethoden enthält.

Ausführliche Beschreibungen aller Testverfahren der verschiedenen Untersuchungsbatterien für Kinder und Erwachsene finden sich bei Reitan & Davison (1974). An dieser Stelle finden sich auch Normwerte für verschiedene Altersstufen bei Kindern und Jugendlichen sowie Übersichten über Validierungsuntersuchungen und Anwendungsbereiche des Verfahrens. Weitere umfassende Darstellungen finden sich auch bei Reitan (1966), Russel, Neuringer & Goldstein (1970) und Golden (1979).

Die Halstead-Reitan Batterie für Erwachsene besteht im engeren Sinne aus folgenden 7 Maßen: "Category Test", "Tactual Performance Test" (Zeit, Gedächtnis, Lokalisation), "Rhythm Test", "Speech-sounds Perception Test", ,Anger Oscillation Test".

Aus diesen 7 Testmaßen berechnet sich auch der nachher darzustellende "Impairment Index" (Beeinträchtigungsindex). Ursprünglich gehörten auch die beiden Subtests "Time Sense Test" (Zeitsinntest) und "Flicker Frequency" (Flimmerverschmelzungsfrequenz) zur Halstead-Reitan Batterie. Später wurde auf die Einbeziehung dieser beiden Maße verzichtet, da sie nach Reitans Erfahrungen nur relativ gering zwischen Hirngeschädigten und Nichthirngeschädigten diskriminieren. Zusätzlich zu den 7 Kernmaßen der Testbatterie finden in der Regel als Bestand der erweiterten Testbatterie eine Reihe sonstiger Testverfahren Anwendung ("Wechsler Adult Intelligence Scale", "Trail Making Test", "Reitan-Klove Sensory Perceptual Examination", "Halstead-Wepman Aphasia Screening Test" bzw. "Reitan-Indiana Aphasia Examination", "Reitan-Klove Lateral Dominance Examination"), die überwiegend bereits an anderer Stelle dargestellt wurden. Diese Zusatzverfahren gehen nicht in die Berechnung des Beeinträchtigungsindexes ein, sondern ermöglichen zusätzliche Spezifikationen der Lateralisierung, Lokalisierung und Art vorliegender Dysfunktionen anhand verschiedenartiger neuropsychologischer Inferenzprinzipien. Die Durchführungszeit der gesamten, erweiterten Testbatterie kann mehr als 10 Stunden betragen.

Nachfolgend seien die im engeren Sinne zur Halstead-Reitan Batterie gehörigen Subtests überblicksartig dargestellt.

Der "Category Test" ist ein Verfahren zur Überprüfung der Flexibilität und Schnelligkeit eines Probanden bei der Erfassung und Abstraktion von Klassifikationsprinzipien im Rahmen eines Lernprozesses. Insbesondere soll die Fähigkeit des Probanden untersucht werden, aus der Erfahrung mit spezifischen Reizsituationen allgemeine Prinzipien abzuleiten und anzuwenden.

Der Test besteht in seiner ursprünglichen Form aus 208 Reizfiguren, die als Dias auf einer Milchglasscheibe dargeboten werden. jedes Reizitem kann mit einer Zahl von 1 bis 4 beantwortet werden. Je nachdem welche Lösungszahl beim jeweiligen Reizitem zutreffend ist, drückt der Proband eine von 4 (mit den Zahlen 1 bis 4 gekennzeichneten) Reaktionstasten. Eine richtige Reaktion wird durch einen angenehmen Ton, eine falsche Reaktion durch ein unangenehmes, lautes Geräusch gefolgt. Vor Untersuchungsbeginn wird dem Probanden mitgeteilt, dass der Test aus 7 Gruppen von Reiziterns besteht und dass der richtigen Beantwortung aller Items einer Gruppe ein bestimmtes Prinzip zugrunde liegt, das es zu erfassen gilt. Während der Proband beim ersten Reizitem jeder Gruppe die richtige Antwort nur erraten kann, da ihm das jeweilige Lösungsprinzip zuvor nie mitgeteilt wird, kann er bei den späteren Reiziterns einer Gruppe aufgrund der vorangegangenen Lernerfahrungen durch die "Richtig/Falsch"-Urteile (d.h. die jeweiligen Tonsignale) Hypothesen über das zutreffende Lösungsprinzip entwickeln und überprüfen.

Bei der ersten, sehr einfachen Aufgabengruppe werden auf der Mattglasscheibe die römischen Ziffern I, II, III oder IV dargeboten, und der Proband muss erkennen, dass er beim Aufleuchten einer bestimmten römischen Ziffer (z. B. III) die Reaktionstaste mit der äquivalenten arabischen Ziffer (in diesem Falle "3") drücken muss. Bei der zweiten Aufgabengruppe muss der Proband die Reaktionstaste zu drücken lernen, deren Nummer mit der auf der Mattglasscheibe bei einem bestimmten Reizitem abgebildeten Anzahl von Einzelreizen übereinstimmt. Bei der dritten Aufgabengruppe werden bei jedem Reizitem 4 Figuren dargeboten, und der Proband muss jeweils die Figur (bzw. ihre räumliche Position 1 bis 4) zu identifizieren lernen, die sich aufgrund verschiedener Eigenschaften (Größe, Form, Farbe usw.) am meisten von den andern Figuren unterscheidet. Ähnliche Prinzipien liegen auch den 4 übrigen Aufgabengruppen zugrunde. Die Gesamtdauer des Tests beträgt etwa 2 Stunden. Gemessen wird die Anzahl der falschen Antworten.

Der "Category Test" ist das Verfahren der Halstead-Reitan Batterie, das am sensitivsten auf das Vorliegen einer zerebralen Dysfunktion anspricht. In zahlreichen empirischen Untersuchungen konnte ihm eine hohe Effizienz bezüglich der Diskrimination von hirngeschädigten und normalen Probanden nachgewiesen werden (Wheeler, Burke & Reitan 1963). Demgegenüber ist seine Diskriminationsfähigkeit gegenüber schizophrenen Patienten aufgrund der bei diesen vorkommenden Denkstörungen jedoch wesentlich geringer. Modifikationen des Category Tests als Kurzform bzw. als Buch- oder Kartenform wurden kürzlich von Golden, Kuperman, MacInnes & Moses (1981) sowie von DeFilippis, McCampbell & Rogers (1979) und Kimura (1981) vorgelegt.

Der "Tactual Performance Test" ist ein taktiler Leistungstest, der die Fähigkeit des Probanden untersucht, 10 geometrische Figuren, die aus einem Formbrett ausgeschnitten sind, unter Ausschluss des Sehens mittels der taktilen Wahrnehmung wieder in die richtige Aussparung des Bretts einzufügen. Der Test wird in drei aufeinanderfolgenden Versuchsdurchgängen durchgeführt, und zwar zuerst mit der dominanten Hand, dann mit der subdominanten Hand und schließlich mit beiden Händen. Nach Beendigung dieser 3 Versuchsdurchgänge werden Formbrett und Augenbinde entfernt und der Proband aufgefordert, aus dem Gedächtnis einen Umriss des Brettes zu zeichnen und in diesen die richtigen Formen an der richtigen Stelle einzutragen.

Zur Auswertung des Tests werden 4 Zeitmaße berechnet, und zwar die Durchführungsdauer für jeden der 3 Versuchsdurchgänge sowie die sich daraus ergebende Gesamtdurchführungsdauer. Darüber hinaus werden ein Gedächtnismaß (Anzahl der richtig gezeichneten Formen) und ein Lokalisationsmaß (Anzahl der in ihrer richtigen räumlichen Position gezeichneten Formen) berechnet. Gesamtdurchführungszeit, Lokalisationsmaß und Gedächtnismaß haben sich als sensitive Indikatoren für die Anwesenheit zerebraler Dysfunktionen erwiesen (vgl. Golden 1979). Darüber hinaus erlaubt ein Vergleich der Durchführungszeiten der rechten und linken Hand Hinweise auf das Vorkommen lateralisierter zerebraler Dysfunktionen: Ist der Wert der rechten Hand mehr als 40% höher als jener der linken Hand (Lerneffekt), so deutet dies auf eine linkshemisphärische Dysfunktion hin. Ist der Wert der linken Hand nicht mindestens 30% kürzer als jener der rechten Hand, so lassen sich daraus Hinweise auf eine rechtshemisphärische Störung ableiten (Golden 1979).

Der "Rhythm-Test" Ist ein Subtest aus den "Seashore Measures of Musical Talents" und untersucht die Fähigkeit des Probanden, einfache musikalische Rhythmen, die ihm paarweise dargeboten werden, zu diskriminieren. Der Test besteht aus 30 auf eine Langspielplatte aufgenommenen Items. Jedes Item besteht aus 2 nacheinander dargebotenen Rhythmen, und der Proband muss entscheiden, ob die beiden Rhythmen gleich oder verschiedenartig sind. Gemessen wird die Anzahl der Fehler.

Der "Speech-sounds Perception Test" ist ein Sprachperzeptionstest, der die Diskriminationsfähigkeit bei 60 akustisch vorgegebenen sinnfrelen Silben untersucht. Diese weisen in der Mitte einen "ee"Laut auf, während ihr Anfangs- und Endkonsonant bei jedem Item variiert. Die Aufgabe des Probanden besteht darin, die akustisch wahrgenommene Silbe (z.B. feep) unter 4 visuell dargebotenen Wahlmöglichkeiten (z.B. feep, teep, feek, teek) herauszufinden.

Der "Finger Oscillation Test" ist ein relativ reiner Test der manuellen motorischen Reaktionsgeschwindigkeit und registriert die Anzahl der Klopfbewegungen der Zeigefinger beider Hände während einer vorgegebenen Zeitspanne ("Finger Tapping Test"). Während der Testdurchführung liegt die Hand des Probanden auf dem Tisch, während der Zeigefinger eine mit einem Zählwerk verbundene Morsetaste so oft wie möglich herunterdrückt. Die Testdurchführung umfasst 5 Versuchsdurchgänge von je 10 Sekunden Dauer für jede Hand, beginnend mit der dominanten Hand. Gemessen wird die Anzahl der Tapping-Bewegungen pro Hand, summiert über die 5 Versuchsdurchgänge. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt (siehe Seite 294), hat sich der "Finger Tapping Test" sowohl als brauchbarer Indikator zur Diskrimination hirngeschädigter und nichthirngeschädigter Probanden (Prinzip des Leistungsniveauvergleichs) wie auch als wichtiger Indikator für das Vorliegen lateralisierter Dysfunktionen (Prinzip der kontralateralen Repräsentation beim intermanuellen Vergleich) erwiesen. Im letzteren Falle geht man davon aus, dass ein Tappingwert der rechten Hand, der nicht wenigstens 5-10% besser als Jener der linken Hand ist, auf eine linkshemisphärische Dysfunktion hinweist, während ein Tappingwert der linken Hand, der über 20% schlechter als jener der dominanten rechten Hand ist, eine rechtshemisphärische Dysfunktion andeutet (Golden 1979).

Für jedes der obigen Testmaße sowie für verschiedene Verfahren der erweiterten Testbatterie wurden aufgrund von Validierungsuntersuchungen Grenzwerte festgelegt, die eine optimale Diskrimiination von Hirngeschädigten und Normalen gewährleisten sollen, bei deren Ober- oder Unterschreiten die Leistung eines Probanden als hirnschädigungsverdächtig angesehen wird. 

 

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