netSCHOOL Denken, Lernen, Selbstlernen

  Denken, Lernen, Selbstlernen

I N H A L T
  Dr. med. Rainer Matejka,
Das Gehirn - Schaltzentrale des Menschen
       Dr. med. Gabriele Tille, Mentales Gesundheitstraining
Heilung aus geistiger Kraft
Positive Gedanken machen gesund
 
Zwei Systeme steuern den Organismus  
Nicht alles untersteht dem Willen Sprache des Körpers kennen lernen
Entscheidungen werden bewusst getroffen Entspannen und visualisieren
Sinnesorgane als Tor zur Umwelt Orte der Kraft finden
Unser Gehirn ist mehr als nur ein Computer Krankheit als Wegweiser
Balanceakt zwischen Gefühl und Verstand  
Emotionale Fähigkeiten zunehmend gefragt  
Gedächtnis als Filter für Wahrnehmungen  
Leistungsfähigkeit hängt vom Stoffwechsel ab  
Licht, Farbe und Aromen als Fitmacher  
 

aus: "Naturarzt", Zeitschrift, 1/2000, Access Verlag, Königstein, S. 8 - 10

Das Gehirn - Schaltzentrale des Menschen

Dr. med. Rainer Matejka

Das Gehirn steuert als übergeordneter Teil des Zentralnervensystems alle Lebensfunktionen des Körpers. Es besteht im Wesentlichen aus Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm. Während das Großhirn für Intelligenz, Wahrnehmung und Verhalten verantwortlich ist, reguliert das Stammhirn die für vom Willen unabhängigen Lebensvorgänge wie etwa die Atmung. Das Kleinhirn steuert beispielsweise Körperbewegungen.

Zur Naturheilkunde gehören nicht nur die verschiedenen Naturheilverfahren, deren Methoden der Natur abgeschaut sind, sondern auch eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Menschen als eine Körper-Seele-Geist-Einheit. Der Schulmedizin wird immer wieder vorgeworfen, sie sei eine "seelenlose"' Medizin. Die isolierte Betrachtung einzelner Organe ("...der Gallenstein auf Zimmer Nr. 515") oder sogar nur von Körperzellen verkennt, dass der Mensch vor allem ein geistiges Wesen ist. Man könnte insofern auch von einer "hirnlosen"" Medizin sprechen. Das Gehirn spielt eine zentrale Rolle im Organismus. Es steuert nicht nur alle Lebensfunktionen, sondern ist auch für das Denken, Bewusstsein, Verhalten und den Charakter verantwortlich.

Das Gehirn des Menschen ist Teil des zentralen Nervensystems, das auch als Zentralnervensystem oder kurz ZNS bezeichnet wird. Zusammen mit dem Rückenmark bildet es eine dem gesamten Nervensystem übergeordnete Einheit. Es empfängt, verarbeitet und speichert Reize, die von den Organen und einzelnen Körperzellen ausgehen oder über die Sinnesorgane von außen aufgenommen werden. Umgekehrt steuert das Zentralnervensystem die Funktion der einzelnen Organe und deren Zusammenspiel, indem es selbst wiederum Reize über das Nervensystem aussendet.

Zwei Systeme steuern den Organismus

Dem Gehirn stehen grundsätzlich zwei Steuerungssysteme zur Verfügung: das hormonale System und das Nervensystem. Ober Hormondrüsen werden chemische Substanzen (Hormone) an das Blut abgegeben. Diese Wirkstoffe erreichen über den Blutkreislauf alle Körperzellen und ermöglichen damit eine zwar verhältnismäßig langsame, dafür aber globale Steuerung des gesamten Organismus. So beeinflusst und steuert die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) als zentrales hormonales Steuerungsorgan alle anderen hormonalen Organe. Sie bildet Hormone, die beispielsweise das Körperwachstum, den Stoffwechsel, den Wasserhaushalt und die Sexualvorgänge steuern. Ein weiteres, in den Körper Hormone absonderndes (endokrines) Organ ist die Zirbeldrüse (Epiphyse). Ihre Tätigkeit wird durch den rhythmischen Lichtwechsel zwischen Tag und Nacht beeinflusst. Die Hormone der Zirbeldrüse wirken nachts dämpfend auf die meisten anderen hormonalen Funktionen (Nebennieren, Schilddrüse und Genitalorgane) sowie auf die Tätigkeit der Muskeln.

Das zweite wesentliche Steuerungssystem des Gehirns sind die Nervenbahnen, die über das Rückenmark als Vermittlungsstelle auch in die entfernter liegenden Organe reichen. In den Nervenbahnen werden die Reize beziehungsweise Impulse hauptsächlich auf elektrischem Wege weitergeleitet. Auf diese Weise können Reize und Antworten blitzschnell - in Bruchteilen von Sekunden - weitergeleitet werden.

Nicht alles untersteht dem Willen

Bei Reflexreaktionen, wie zum Beispiel spontanes Zurückschnellen der Hand beim Berühren einer heißen Herdplatte, geschieht dies direkt über das Rückenmark unter Umgehung des Gehirns. Diese lebensrettende Reaktion läuft ab, ohne dass wir unser Bewusstsein einsetzen müssen. Müssten wir erst eine bewusste Entscheidung treffen, wäre es in einem solchen Fall bereits zu spät.

Viele lebenswichtige Körperfunktionen wie die Tätigkeit der Verdauungsorgane, das Blutkreislaufsystem und das Herz werden unabhängig von unserem Willen gesteuert. Lediglich bei der Atmung sowie bei der Blasen- und Darmentleerung haben wir einen begrenzten Einfluss durch unseren Willen. In der Atemtherapie wird diese Möglichkeit genutzt, um beispielsweise funktionelle Störungen auch anderer Organe positiv zu beeinflussen.

Der Teil des Nervensystems, über den Körperfunktionen ohne Einfluss des Willens gesteuert werden, nennt man vegetatives oder auch autonomes (selbständig arbeitendes) Nervensystem. Beschwerden, die auf Störungen dieses Nervensystems zurückgehen, werden vom Arzt gegenüber dem Patienten häufig mit "vegetativer Dystonie" (fehlerhafter Spannungszustand von Muskeln und Gefäßen) erklärt. Für den Patienten ist es wichtig zu wissen, dass er mit seinem Willen keinen unmittelbaren Einfluss auf seine Erkrankung hat. Hier spielt vielmehr die individuelle Lebenseinstellung und Verarbeitung von Erlebtem eine wichtige Rolle.

Entscheidungen werden bewusst getroffen

Neben den unwillkürlich ablaufenden Körperfunktionen gibt es eine Vielzahl von Vorgängen, die wir bewusst durch unseren Willen beeinflussen können. Dazu gehören beispielsweise die Bewegungen der Arme, Hände und Beine, Sprechen, Lesen und Schreiben. Aber auch diese Funktionen laufen zu einem erheblichen Teil unbewusst ab. So müssen wir uns nicht ständig Gedanken darüber machen, wie wir unsere Beine bewegen sollen, wenn wir einen Spaziergang machen oder eine Treppe hochsteigen. Die dazu nötigen Bewegungsabläufe haben wir im Laufe unseres Lebens erlernt und ergeben sich quasi automatisch. Trotzdem können wir aber jederzeit stehen bleiben oder etwa die Richtung ändern. Dies hängt allein von unserer bewussten Entscheidung ab.

Sinnesorgane als Tor zur Umwelt

Über die Sinnesorgane steht das Zentralnervensystem in Kontakt mit der Außenwelt. Auge, Ohr, Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn nehmen die von außen kommenden Reize auf und leiten sie an das Gehirn weiter. Dort werden die Sinneseindrücke verarbeitet, bewertet und entsprechend ihrer Bedeutung im Kurz-, Mittel- oder Langzeitgedächtnis gespeichert. Auch diese Vorgänge laufen zu einem wesentlichen Teil unbewusst ab, weil in vielen Fällen bereits unsere bisherige Erfahrung das Reaktionsverhalten festlegt. Man schätzt, dass lediglich rund fünf Prozent der eintreffenden Reize tatsächlich in das Bewusstsein gelangen. Das Vogelgezwitscher im Wald, das Plätschern eines Baches oder aber auch ständiger Straßenlärm nehmen wir auf Dauer bewusst kaum mehr war, während uns ein plötzlich lautes Geräusch aufhorchen lässt.

Unser Gehirn ist mehr als nur ein Computer

Die Art und Weise, wie wir auf äußere Reize reagieren, hängt im Wesentlichen von der im Laufe des Lebens gewonnenen Erfahrung und von unserer individuellen Lebenseinstellung ab. Das menschliche Gehirn unterscheidet sich daher grundlegend von einem Computer, der üblicherweise gerne als Vergleich herangezogen wird. Ein Computer kann Informationen nur nach einem vorgegebenen Programmschema verarbeiten und abspeichern. Als Maschine kann er weder kreativ denken noch abstrahieren.

Die Reizverarbeitung findet im Gehirn in ganz bestimmten Bereichen statt. Man weiß unter anderem von Unfallopfern und Schlaganfallpatienten, welche Regionen des Gehirns zum Beispiel für die Körperbewegungen sowie für das Sprechen, Sehen und Hören verantwortlich sind. Die dafür zuständigen Zentren befinden sich in den Rindenfeldern des Großhirns. Das Großhirn ist auch der Sitz von Bewusstsein, Wille, Intelligenz, Gedächtnis und Lernfähigkeit. Dieser Bereich ist für unser ganzes Wesen und unseren Charakter verantwortlich. Würde man diesen Teil des Gehirns entfernen oder durch eine Organübertragung (Transplantation) verändern, würde sich auch das Wesen des Menschen ändern.

Das Kleinhirn ist für den richtigen Ablauf aller Körperbewegungen verantwortlich und ermöglicht zudem die Orientierung im Raum. Zwischen Kleinhirn und Großhirn befindet sich das Zwischenhirn, das lebenswichtige vegetative Funktionen wie Wärme-, Wasser- und Energiehaushalt steuert.

Eine besondere Bedeutung zur Entwicklung des Bewusstseins, worin sich ja gerade der Mensch von übrigen Lebewesen unterscheidet, nimmt offensichtlich das Stirnhirn ein. Tatsächlich vermuten Forscher, dass nur ein kleiner Teil der eintreffenden Informationen des Stirnhirnes dem Menschen bewusst wird, dass insbesondere bei emotionalen Belastungen und bei Stress eher Anteile des Hinterhirns beteiligt sind. Um das Stirnhirn durch assoziatives Denken anzuregen, "müssen wir uns für die Entscheidung entscheiden" wie es ein amerikanischer Forscher bezeichnete.

Balanceakt zwischen Gefühl und Verstand

Beim Rechtshänder wird die linke Gehirnhälfte als Sitz der rationalen Entscheidungen angesehen, die rechte Gehirnhälfte dagegen als nicht dominante, mehr den emotionalen Funktionen zuzuordnenden Bereich, bei dem vor allem Symbole, Musik und Farbe überwiegen. Seit langem werden mögliche Unterschiede zwischen weiblichem und männlichen Gehirn diskutiert. Nach heutiger Auffassung werden Frauen bessere intuitive und emotionale Fähigkeiten zugeschrieben, die unter anderem auf eine bessere Verschaltung beider Hirnhälften zurückgeführt werden. Männer hingegen gelten als "stärker" in rationalen Bereichen, etwa in den Naturwissenschaften. Gleichzeitig ist das Aggressionspotential wesentlich höher, was auf eine weniger harmonische Verschaltung der beiden Hirnhälften zurückgeführt wird. Während bei Frauen Gefühle und Verstand sich in etwa die Waage halten, überwiegen bei Männern die rationalen Fähigkeiten.

Emotionale Fähigkeiten zunehmend gefragt

In der Vergangenheit versuchte man, mittels Intelligenztests einen sogenannten Intelligenzquotienten (IQ) zu ermitteln, der Rückschlüsse auf die geistigen Fähigkeiten und mögliche berufliche oder sonstige Lebensperspektiven des einzelnen erlaube. Heute weiß man, dass der Intelligenztest für diesbezügliche Aussagen weitgehend unbrauchbar ist. Zum einen kann Intelligenz trainiert werden, zum zweiten werden heute zunehmend emotionale Fähigkeiten verlangt. In Führungsetagen großer Unternehmen wird zunehmend weniger nach IQ sondern vielmehr nach EQ gefragt, dem "Emotionalen Quotienten". Statt sturem Faktenwissen soll der Bewerber sich vor allem in der Teamarbeit und im Umgang mit den übrigen Mitarbeitern bewähren.

Gedächtnis als Filter für Wahrnehmungen

Die Funktionen des Kurzzeit- beziehungsweise Ultrakurzzeitgedächtnisses scheinen abhängig zu sein vom Vorhandensein bestimmter Überträgerstoffe. Die Beeinflussbarkeit durch weitere Stoffwechselfaktoren, etwa Hormone, ist erheblich. Der Physiologe Frederic Vester beschreibt das Ultrakurzzeitgedächtnis als einen ersten Filter für Wahrnehmungen. Am Beispiel amerikanischer Footballspieler, bei denen vor allem schnelle und sofortige Reaktionen entscheidend sind, konnte verdeutlicht werden, dass diese sich nach einem Foul lediglich in den ersten 20 Sekunden noch erinnern konnten, wie und wo das Foule abgelaufen ist. Einige Minuten später waren diese "Daten" durch den weiteren Spielverlauf wieder gelöscht.

Das Kurzzeitgedächtnis des Menschen umfasst eine Zeitspanne von rund 20 Minuten und enthält all diejenigen Informationen, die noch nicht dauerhaft eingeprägt sind. Vester bezeichnet es als eine Art gedankliches "Negativ". Ein plötzlicher Verlust des Kurzzeitgedächtnisses kann bedeutsam werden, etwa bei einem Verkehrsunfall. So weiß man, dass besonders bei Unfällen mit Personenschäden allein durch Schockeinwirkungen ein längerer Zeitraum vor dem Unfall gelöscht werden kann (retrograde Amnesie). Hieraus erklären sich zum Teil auch widersprüchliche Zeugenaussagen.

Für didaktisch sinnvolles Lernen ergibt sich hieraus, dass Informationen Zeit brauchen, sich setzen zu können. Wird eine gerade erst neue Information bereits durch eine weitere wieder verdrängt und zugeschüttet, kann sie nicht ins Langzeitgedächtnis eingespeichert werden.

Es wird vermutet, dass sich Informationen des Langzeitgedächtnisses in Form spezieller Proteinstrukturen ablagern. Diese Proteinbildung funktioniert in jungen Jahren offensichtlich zuverlässiger. Dies mag eine Erklärung dafür sein, dass sich gerade ältere Menschen sehr viel mehr an oft Jahrzehnte zurückliegende Ereignisse erinnern, wohingegen Erlebnisse aus der jüngeren Vergangenheit nicht mehr so präsent sind.

Leistungsfähigkeit hängt vom Stoffwechsel ab

In zunehmendem Maße gibt es Hinweise, dass die Funktionen des Gedächtnisses abhängig sind vom Stoffwechsel. Ist die Zufuhr wichtiger Nähr- und Mineralstoffe gestört, finden sich auch Störungen der Leistungsfähigkeit des Gehirns. In diesem Zusammenhang mag auch die in Kreisen der Erfahrungsmedizin oft zitierte Rückvergiftung aus dem Darm eine Rolle spielen: Wird der Gesamtorganismus und damit auch das Gehirn über das Blut mit ausleitungspflichtigen Stoffwechselendprodukten überlastet, leidet seine Funktionsfähigkeit. Weitere Studien lassen einen Zusammenhang zwischen Serotoninspiegel und geistiger Leistungsfähigkeit vermuten. Es wird sogar behauptet, dass Depressionen und Neigung zum Selbstmord mit einem niedrigen Serotoninspiegel einhergehen.

Besonders negativ wirken sich zu niedrige Blutzuckerspiegel auf das Gehirn aus, wobei natürlich diejenigen, die beim Zuckerkranken beispielsweise in Folge einer zu hohen Insulindosis auftreten, besonders fatal, unter Umständen sogar tödlich sind, zumindest aber bleibende Schäden hinterlassen können.

Menschen mit sogenannter vegetativer Dystonie leiden oft an spontanen Unterzuckerungen. Diese sind zwar nicht bedrohlich, verringern jedoch die Leistungsfähigkeit des Gehirnes, können für Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und innere Unruhe wesentlich verantwortlich sein. Auch Konzentrationsschwäche kann hieraus resultieren.

Licht, Farbe und Aromen als Fitmacher

Sinnvolle Gegenmaßnahmen sind: regelmäßige Bewegung, um die Sauerstoffaufnahme und die Durchblutung zu erhöhen, eine möglichst vollwertige Ernährung, die überwiegend aus pflanzlichen Lebensmitteln besteht, gleichzeitig aber auch strikt auf Bekömmlichkeit ausgerichtet ist, sorgt für eine angemessene Versorgung mit Vitalstoffen. Eine Verringerung von Genussmitteln vermindert den Verbrauch sogenannter Antioxidantien.

Eine Reihe von Pflanzen sollen sich positiv auf die Gehirnfunktionen auswirken, so zum Beispiel Artischocke, Bohne, Brennessel, Ginkgo, Ginseng, Guarana (eine tropische Kletterpflanze aus Südamerika), Heidelbeeren, Johannisbeere, Johanniskraut, Kardamon, Löwenzahn, Mate, Meerrettich, Melisse, Mistel, Muskatnuss, Nachtkerze, Kohl (Sauerkraut), Wein (insbesondere Rotwein), Weißdorn und Wermut. Auch Pflanzeninhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Chlorophyll, Chrom, Glutamin, Lecitin, Magnesium, Niacin, Taurin, eine Reihe von Aminosäuren, Vitamin C und Zink. Auch Wasser soll in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen (Auflistung nach Johannes R. Holler: "Power für die grauen Zellen").

Weiterhin sollen Lichtreize und Farben auf die Gehirnfunktion anregend wirken, ebenso Aromen und Essenzen, wahrscheinlich auch Stoffwechselprodukte aus dem Bakterienstoffwechsel des Darmes, weshalb auch eine mikrobiologische Therapie bei Gehirnfunktionsstörungen in Betracht zu ziehen ist.

Neurophysiologen wollen in den letzten Jahrzehnten neue Dimensionen in der Entwicklung des menschlichen Gehirns entdeckt haben. Ursachen hierfür sollen vor allem zunehmend starke Anregungsmittel und die Anforderung sein, flexibel und vielseitig zu denken. Dadurch soll das Gehirn immer mehr Verschaltungen bilden, so dass davon auszugehen ist, dass die potentielle Leistungsfähigkeit des Gehirns immer weiter gesteigert wird. Man kann nur hoffen, dass bei allen Informationsmöglichkeiten, die der heutige Mensch hat, die wirklich wichtigen Dinge nicht im Wust der Banalitäten untergehen.

Weiterführende Literatur:

Vester, F: Denken, Lernen, Vergessen
Holler, J.R.: Power für die grauen Zellen
Schiebler, T: Lehrbuch der Anatomie


 

aus: "Naturarzt", 1/2000, Access Verlag, Königstein, S. 14f

Mentales Gesundheitstraining

Heilung aus geistiger Kraft

Positive Gedanken machen gesund

Dr. med. Gabriele Tille

Über den Einfluss der Psyche und des Seelenlebens auf unsere Gesundheit wurde vor allem seit Sigmund Freud und der Entwicklung der Psychoanalyse umfangreich geforscht. Im unbewussten Teil des Geistes liegen unschätzbare Energiereserven verborgen, die für die persönliche Entwicklung und die körperliche Genesung aktiviert werden können. In allen Epochen der Geschichte gab es Wissenschaftler, die die Existenz eines Zentrums in der Seele angenommen haben, das dem Leben des einzelnen eine positive Richtung weist, es steuert und beeinflusst.

Das Unbewusste dient dem Menschen, indem es ihn zu seiner persönlichen Entfaltung und zu einem Gefühl des Wohlbefindens führt, ihm Kraft und Mut gibt. Die Signale des Unbewussten können für den Menschen von großem Nutzen sein. Das unbewusste Selbst kommuniziert mit dem bewussten Selbst in der Sprache der Träume, des Fühlens und der Intuition. In unserer Kultur besteht die Neigung, diese Botschaften zu unterschätzen. Man hat uns gelehrt, äußere Vorgänge und Dinge unseren Körper, unser Verhalten - nur mit dem logischen Denken zu betrachten. Deshalb neigen wir dazu, die Empfindungen, Träume und Eingebungen unseres inneren Selbst zu ignorieren, jene Sprache also, durch die das Unbewusste uns die inneren Hilfsquellen zugänglich zu machen sucht, derer wir bedürfen, um uns den Anforderungen der Außenwelt stellen zu können.

Viele Menschen berichten, dass sie während einer Krankheit bestimmte Einsichten, Gefühlsregungen, Träume und Vorstellungsbilder hatten, die für sie ein wichtiger Wegweiser auf dem Weg zur Gesundheit waren.

Sprache des Körpers kennen lernen

Sich als starkes und gesundes Individuum zu behaupten, engagiert die eigenen Ziele zu verfolgen, erfordert einerseits, für die äußere Welt aufgeschlossen zu sein, menschliches Miteinander zu pflegen, eine Gemeinschaft zu bilden. Andererseits sind die innere Sammlung, der Rückzug von der lauten Welt, die Nachdenklichkeit notwendig, um sich des eigenen inneren Reichtums zu vergewissern und Erholung in der inneren Ruhe zu finden.

Wir werden nicht ohne ein geistiges Instrumentarium auskommen, mit dem wir in der Lage sind, die Sprache unseres Körpers kennen zu lernen und voller Selbstvertrauen unseren eigenen Weg der Gesundung zu beschreiten.

Ein altes indisches Sprichwort sagt: "Wenn du wissen willst, was du gestern gedacht hast, brauchst du dir nur heute deinen Körper ansehen. Wenn du wissen willst, in welchem Zustand dein Körper morgen sein wird, brauchst du dir nur deine Gedanken ansehen."

Entspannen und visualisieren

Die Schöpfung hat uns fünf Sinne gegeben, damit wir auf die Außenwelt reagieren können. Unser sechster Sinn ist ein inneres Heilungssystem, das uns hilft, unsere Gesundheit zu erhalten. Psychische Prozesse, das Seelenleben und unser Geist beeinflussen täglich unsere Körperfunktionen, ob wir es bemerken oder nicht, ob wir es wollen oder nicht. Wir lösen in jeder Sekunde biochemische Prozesse unvorstellbaren Umfangs aus, welche bis in jede Zelle unseres Körpers Wirkung haben.

Sowohl für die Vorbeugung von Krankheiten als auch im Falle einer bestehenden Erkrankung ist es von größter Bedeutung, ärztliche Maßnahmen und die Wirkung von Medikamenten durch eigene Mitarbeit optimal zu unterstützen, denn sich selbst heilen kann allein der Organismus.

Wichtig ist die Fähigkeit, sich zu entspannen. Im Zustand der Entspannung werden alle Organe des Körpers besser durchblutet und die Aktivität des Immunsystems steigt an. Sehr hilfreich ist das Erlernen des autogenen Trainings und der progressiven Muskelentspannung nach Jakobson. Kurse werden unter anderem von Ärzten, Psychologen und Volkshochschulen angeboten.

Die Visualisierung ist die gezielte Nutzung unserer Vorstellungskraft, das Entwickeln von inneren Bildern. Innere Bilder nehmen das vorweg, was Sie in der Realität erleben, im Guten wie im Schlechten. Wenn Sie sich Ihren Körper innerlich gesund, schlank, beweglich und fröhlich vorstellen und diese Phantasie so lebensnah wie möglich ausmalen, dann erhalten Sie bei regelmäßiger Wiederholung dieses Vorgangs einen starken Motivationsschub, sich in Ihren Lebensgewohnheiten so zu verändern, dass Sie Ihr Ziel auch erreichen. Dass dieser seelische Prozess auch bei schweren Krankheiten funktioniert, haben die Forschungen des Ehepaars Simonton über die Stärkung des Immunsystems bei Krebs eindrucksvoll bewiesen.

Orte der Kraft finden

Machen Sie nun eine Reise zu Ihrem Ort der Kraft. Dieser Platz kann ein wunderschöner Ort aus Ihrer Erinnerung sein,
zum Beispiel aus dem Urlaub, aus einem Film oder eine Schöpfung Ihrer Phantasie. Ein Ort der Kraft ist ein innerer Rückzugsort, den Sie jederzeit aufsuchen können, um sich auszuruhen, nachzudenken, neue Ideen für Ihre Ziele zu sammeln, Ihre Phantasie spielen zu lassen, wieder Kind zu sein, Mut und Kraft für den Alltag zu tanken. Hier ist alles möglich, was Sie sich wünschen. Sie sind frei, all das real werden zu lassen, was Sie sich hinsichtlich Ihrer Gesundheit oder der Befreiung von gesundheitsschädlichem Verhalten schon immer erträumt haben.

Nehmen Sie sich Zeit, diesen Platz als ruhigen, erholsamen Ort zu erschaffen. Achten Sie darauf, was es zu sehen und zu hören gibt, wie Sie sich dort bewegen, wie sich Ihr Körper anfühlt, ob Sie die Wärme der Sonne oder einen zarten Blumenduft spüren. Richten Sie dort einen gemütlichen Ruheplatz ein, zum Beispiel eine Hängematte oder einen bequemen Sessel. Gönnen Sie sich alle Annehmlichkeiten, auf die Sie Lust haben. Und kehren Sie so oft Sie können dahin zurück. Besonders in Mußestunden oder abends vor dem Einschlafen ist dies zu empfehlen. Wenn Sie sich am Ort der Kraft Ihre Gesundung und Befreiung von Beschwerden regelmäßig vorstellen, stoßen Sie eine machtvolle Kraft in Ihrem Körper an, die Heilung bewirken kann.

Wichtig ist die Fähigkeit, sich einschränkende Überzeugungen hinsichtlich Gesundheit und Krankheit bewusst zu machen. Begrenzende Urteile können zum Beispiel sein: "In unserer Familie haben alle diese Krankheit geerbt, das Älterwerden macht mir Angst, Krankheiten werden bei mir schnell chronisch, meine Allergien werden von Jahr zu Jahr schlimmer."

Solche geistigen Einschränkungen können ein ernsthaftes Heilungshindernis bei chronischen Krankheiten sein oder Krankheitsanfälligkeit erzeugen. Es ist daher von großer Wichtigkeit, diese Glaubenssätze aufzuspüren und sie durch positive, förderliche Gedanken zu ersetzen.

Krankheit als Wegweiser

Manchmal zwingt uns eine seelische Krise oder eine körperliche Krankheit dazu, den gewohnten Gang des Lebens zu unterbrechen, Bilanz zu ziehen und sich für die Zukunft neu zu orientieren. Sie müssen allerdings nicht darauf warten, bis ein solches Ereignis eintritt.

Für das leibliche und seelische Wohlergehen ist es viel wichtiger, sich regelmäßig Zeit zu nehmen und etwa mit Hilfe der oben genannten Anregungen an sich selbst zu arbeiten. An der Schwelle zum neuen Jahrtausend sollte die seelische Gesundheitspflege genauso selbstverständlich sein wie Körperhygiene und gesunde Ernährung. Dies zu realisieren, liegt in Ihrer Hand.

Weiterführende Literatur:

Simonton, C.0.: Wieder gesund werden
Heinze, R.: NLP - Erfolg, Gesundheit, Lebensfreude
Moyers, B.: Die Kunst des Heilens, Vom Einfluss der Psyche auf die Gesundheit

 

 zurück zu Denken, Lernen, Selbstlernen


E-Mail:   netSCHOOL Redaktion ; 2000