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Zahnarzthelferin
Heike Özcan-Richter, 39, Frankfurt
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Freud und Leid liegen in ihrem Beruf besonders dicht beieinander. Wenn der Bohrer den Zahnnerv reizt und der Patient das Gesicht verzerrt, hält Heike Özcan-Richter mit einem Lächeln dagegen und drückt verstohlen die Hand des Geplagten. "Man braucht viel Feingefühl", weiß die Zahnarzthelferin. Das ihre schult sie in der Frankfurter Praxis von Claudia Buhr und Jörg Winter seit nunmehr zehn Jahren.

Der freundliche Umgang mit den Patientinnen und Patienten will gelernt sein. Das Trösten und Tätscheln ängstlicher Praxisbesucher ist allerdings nur ein Rand-Aspekt der täglichen Arbeit. Als Assistentin des Arztes reicht sie bei der Behandlung die Instrumente, stellt Röntgenbilder her und mischt Zahnfüllungen an. Typisch für das Berufsbild ist zwar, dass die Helferinnen (es gibt so gut wie keine Zahnarzthelfer) nur "auf Anweisung des Arztes arbeiten", in der Frankfurter Praxis lässt man den fünf angestellten Zahnarzthelferinnen jedoch viel Freiraum und setzt auf Teamwork.

Heike Özcan-Richter, die 1977 ihre Ausbildung begann und nach einer Babypause wieder in den Beruf einstieg, betreut seit kurzem sogar ihre eigenen Patienten: Nach einer dreimonatigen Fortbildung in Karies- und Paradontalprophylaxe bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Hessen bietet sie eine fachmännische Zahnreinigung an und belehrt Praxisbesucher über Mundhygiene. Eine vorbeugende und zahnerhaltende Maßnahme, die wegen des sinkenden Budgets der Krankenkassen immer wichtiger werde, meint Heike Özcan-Richter.

Dass die 39jährige mit ihrem Beruf zufrieden ist, kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Job viele Jahre nicht zu den attraktivsten im Gesundheitsbereich zählte und viele Praxen auch heute noch händeringend Zahnarzthelferinnen suchen. Trotz Werbekampagne der Kammer schrecken lange Arbeitszeiten und niedrige Bezahlung potentielle Bewerberinnen immer noch ab. Wen wundert's: Gerade mal 1500 Mark brutto verdiente Heike Ozcan-Richter nach der Ausbildung 1977.

Heute beträgt der Bruttolohn im ersten Berufsjahr nach Auskunft der Kammer 2421 Mark. Im Ballungsgebiet Rhein-Main werde allerdings in der Regel übertariflich gezahlt, weiß Eleni Arampoglou von der KZV Hessen. Eine Einkommenssteigerung versprechen auch die von der Kammer angebotenen Fortbildungen zur Zahnmedizinischen Fachhelferin (ZMF) oder Verwaltungshelferin (ZMV): Je nach Umfang und Dauer der Kurse zahlen die Arbeitgeber dann zwischen 7,5 und 25 Prozent mehr. (ki)

Weitere Informationen gibt Jutta Heine von der Landeszahnärztekammer Hessen, Telefon 069 / 66 58 16 59 , Lyoner Straße 21, 60528 Frankfurt. Bei der Kammer sind auch Broschüren zur Aus- und Weiterbildung erhältlich. In ihrer Zeitschrift Der hessische Zahnarzt veröffentlicht sie Wünsche von Ausbildungsplatzsuchenden.

FR vom 22.4.1998

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