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Kauffrau Eisenbahn- und Straßenverkehr
Ina Feix, 22, Frankfurt
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"Do you speak English", fragt die Dame in italienischem Akzent. Mit einem verzweifelten Blick beugt sie sich über die Theke des Service-Point im Hauptbahnhof. Beinahe rutscht ihr die dunkle Sonnenbrille vom blondgefärbten Haar ."Yes, of course", sagt Ina Feix und antwortet geduldig auf die nervösen Fragen der Italienerin. Ihr ICE kam mit Verspätung in Frankfurt an. Die Reisende hat den Anschluss nach Hamburg verpasst. Wild gestikulierend fragt sie Ina Feix, wie es weitergehen soll. Die Kauffrau für den Servicebereich begleitet die mit Taschen bepackte Dame zur DB-Lounge, erklärt ihr den nächsten Anschlusszug und stellt ihr einen Getränkegutschein aus. Die Bahn kommt - manchmal leider auch zu spät: "So etwas kommt häufiger vor", erzählt die 22-Jährige, die im letzten Jahr eine KIES-Ausbildung absolviert hat. Sie arbeitet keineswegs im Steinbruch, KIES bedeutet "Kaufmann/frau im Eisenbahn- und Straßenverkehr". Nach dem Abitur kam für sie nur eine Ausbildung in Frage. "Ich wollte meinen Eltern nicht mehr auf der Tasche liegen", sagt die junge Frau selbstbewusst.

Seit 1994 stellt die Bahn Auszubildende im Service-Bereich ein. Vom Controlling über Personalwesen bis hin zur Arbeit im Außenbereich reicht das Berufsbild. Ina Feix arbeitet mit 17 ihrer Kollegen in einem von drei Teams. Die Dienstpläne werden gemeinsam erstellt, Schichten nach Absprache eingeteilt. "Kompromissbereitschaft und Teamgeist werden großgeschrieben."

Es ist kalt an diesem Morgen. Ina Feix zieht sich ihre blaue DB-Jacke über die Uniform und setzt die rote Mütze auf. Dann macht sie einen Rundgang durch die Bahnhofshalle, zeigt verirrten Kunden, wo sie das richtige Gleis finden. "Wie komme ich denn hier zum Römer?" Ein graubärtiger Mann mit Stadtführer unter dem Arm wendet sich hilfesuchend an sie. Auch hier weiß die gebürtige Thüringerin Rat. Ein spezieller Lehrgang hat sie auf solche Fragen vorbereitet.

Erst seit einem Jahr wohnt Ina Feix in einer kleinen Wohnung in Bad Soden. "Im Osten gab es keine Chance auf einen Arbeitsplatz", erzählt sie. Nach der Ausbildung bewarb sie sich in Frankfurt. Seit dem 1. Januar ist sie festangestellt. 168 Stunden muss sie im Monat ableisten. Schicht- und Wochenenddienst gehören dazu. "Das ist manchmal ganz schön hart, hat aber auch seine Vorteile", lacht sie. Nach einer langen Nachtschicht hat sie schon mal von Freitag bis Montag frei. "Dann besuche ich meinen Bruder in Hamburg oder meine Schwester in Frankreich." Natürlich mit der Deutschen Bahn. 15 Freifahrten hat sie im Jahr zur Verfügung und bekommt auf Auslandsstrecken 50 Prozent Ermäßigung.

Alle Gleise führen nach Frankfurt: Rund 350000 Menschen passieren täglich den Hauptbahnhof der Main-Metropole. Das Service-Personal kümmert sich um 1100 Zug- und 700 S-Bahnfahrten. "Wir stellen pro Jahr fünf bis sechs Azubis ein, die fast immer übernommen werden", sagt Peter Lennert, stellvertretender Bahnhofsmanager.

Als ausgelernte Kauffrau verdient Ina Feix 1800 Mark netto im Monat. "Dazu kommen aber noch Zuschläge für Nacht- und Wochenenddienst", fügt Ina Feix hinzu. Mit ihrer Berufswahl ist sie sehr zufrieden. "Ein ziemlich sicherer Job", sagt sie und lässt den Blick durch die Bahnhofshalle schweifen.
(prsr)

Nähere Informationen gibt es bei der Deutschen Bahn, und zwar unter Telefon 2652-7322.

FR vom 2.3.2000

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