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Lernen mit beiden Gehirnhälften
 

 
aus: Christiane Stenger „Warum fällt das Schaf vom Baum?“, Gedächtnistraining mit der Jugendweltmeisterin, Campus-Verlag

Christiane Stenger
Christiane Stenger

Wenn ich mich mit anderen darüber unterhalte, wie das Merken mit der Fantasie zusammenhängt und wenn ich ein paar Beispiele nenne, wie diese zahlreichen Bilder vor meinem inneren Auge entstehen, höre ich oft: »Auf so eine Idee oder so ein verrücktes Bild würde ich nie kommen!«

Gedächtnistraining mit der Jugendweltmeisterin

Übersicht
Sie entfalten Ihre Kreativität
Das erste Erfolgserlebnis
Erinnern mit der Routenmethode
Aber genau das ist das Problem. Durch das riesige Medienangebot, das uns heute umgibt, wird uns eine solche Vielzahl an Bildern vermittelt, dass die eigene Fantasie immer weniger gefordert und somit auch nicht gefördert wird. Beim Gedächtnistraining ist jedoch Fantasie gefragt, um immer wieder neue Bilder in Ihrem Kopf entstehen zu lassen. Sie lernen, mit Gedanken und Ideen zu spielen und wieder ein bisschen mehr zu träumen. Auf diese Weise öffnen sich Ihnen viele andere und neue Wege, eine Aufgabe zu bewältigen oder Probleme zu lösen, so auf beruflicher Ebene als auch in Ihrem alltäglichen, privaten Leben.
 

Nutzen Sie Ihre Fantasie auch als Entspannungsmittel. Nehmen Sie sich zum Beispiel wenige Minuten Zeit, wenn Sie nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommen. Setzen oder legen Sie sich bequem hin und lassen Sie Ihren Gedanken einfach mal wieder freien Lauf. Erinnern Sie sich an Ihren letzten Urlaub oder an andere schöne Erlebnisse. Schließen Sie die Augen und versuchen Sie, sich die Orte oder Gelegenheiten vor Augen zu führen, mit denen Sie angenehme Erinnerungen verbinden. Sie hören den Wind wehen und spüren die warme Sonne auf Ihrer Haut. Oder Sie planen in Gedanken Ihren nächsten Urlaub oder einfach ein gemeinsames Essen mit guten Freunden. Dies sind bereits angenehme Übungen, die sie auf ein erfolgreiches Gedächtnistraining vorbereiten.
 

Sie entfalten Ihre Kreativität

Kreativität ist mittlerweile eine der gefragtesten Eigenschaften im Berufsleben. Aber was ist das eigentlich genau? Als ich klein war, dachte ich immer, dass nur Künstler und Wissenschaftler „kreativ“ sind. Heute bin ich überzeugt, dass in jedem von uns seine eigene, auf seinen Stärken basierende Kreativität steckt, die nur gefordert und gefördert werden will. Kreativität ist meiner Meinung nach immer ausbaufähig und es gibt viele Möglichkeiten, sie zu trainieren. Viele vergessen jedoch dabei, dass Fantasie und Kreativität unmittelbar zusammengehören. Wie kann man jedoch Kreativität entfalten, wenn man verlernt hat, ein bisschen verrückt zu sein, rumzuspinnen und sich etwas Zeit zu nehmen, um seiner Fantasie Raum zu geben?
Eine Möglichkeit wird Ihnen in diesem Buch vorgestellt. Denn durch die Bilder oder Geschichten, die beim Gedächtnistraining in Ihrem Kopf entstehen, wird Ihnen (wieder) bewusst, dass es Hunderte verschiedener Möglichkeiten gibt, sich ein Bild von etwas zu machen. Vorstellungen, Eindrücke und Empfindungen sind immer wieder neu miteinander kombinierbar, können immer wieder auf andere Weise mit neuen Informationen verknüpft werden. Durch diese Erkenntnis können sich auch in anderen Bereichen ganz neue Sicht- und Denkweisen entwickeln. Und Sie werden flexibler und aufgeschlossener an neue Aufgaben herangehen.

Ein kleines Beispiel zur Demonstration: Nehmen Sie vier konkrete Worte wie Hund, Auto, Berg, Teppich oder abstrakte Begriffe wie Ungläubigkeit, Temperatursturz, Hoffnung, Universalgenie und versuchen Sie, aus diesen Begriffen eine kleine fantasievolle Geschichte zu machen.

Bereits Spinoza (1632- 1677) kam in seiner Abhandlung „Über die Verbesserung des Verstandes“ zu der Auffassung, dass sich ein Sachverhalt umso leichter merken lässt, je greifbarer er dargestellt ist. »Wenn ich beispielsweise jemandem eine Fülle unzusammenhängender Worte mitteile, wird er sie sehr viel schwerer behalten, als wenn ich ihm die Worte in Form einer Erzählung mitteile.«
So wird auch Ihnen für die beiden kleinen Wortreihen sicher auf die Schnelle eine interessante kurze Geschichte einfallen. (S. 14/15)

Als ich im Gymnasium ab der 5. Klasse immer schlechter wurde, zahlreiche Fünfen und Sechsen nicht nur in Latein und Mathematik schrieb, begann ich stark an mir zu zweifeln. Hätte ich nicht kurz zuvor mit dem Gedächtnistraining begonnen, wäre das mit meinem Abitur wahrscheinlich gar nichts geworden. Denn mittlerweile waren viele Lehrer an meiner Schule davon überzeugt, dass das Überspringen der dritten Klasse in der Grundschule wohl falsch gewesen war. Zu dem Zeitpunkt bekam ich meine Bestätigung nur durch das Gedächtnistraining. Der Sieg bei der ersten Deutschen Juniorenmeisterschaft stärkte mein Selbstwertgefühl, und ich litt nicht mehr so unter dem Gedanken, dass sich alle in mir getäuscht hatten.

Am Ende der darauf folgenden Sommerferien, in denen ich für die Weltmeisterschaft trainiert hatte, reiste ich ohne große Erwartungen nach London und wusste noch nicht einmal die genauen Leistungen, die man in etwa erreichen sollte, wollte man zu den Besten zählen oder gar den Titel eines Grandmasters erringen.

Am Ende des zweiten Tages, vor der zehnten und letzten Disziplin, dem Spielkartensprint, fragten mich die Veranstalter, ob ich mir ein Kartenspiel in weniger als drei Minuten merken könne, denn dies sei die einzige Disziplin, die mir zum Gewinn des Titels noch fehle. Ich zuckte mit den Achseln. Im Training war ich noch nicht einmal annährend in die Nähe dieser Zeit gekommen. Den ersten Versuch setzte ich also erst mal vollkommen in den Sand, ich memorierte die 52 Spielkarten in vier Minuten. Beim letzten und entscheidenden Durchgang setzte sich auch noch Tony Buzan, der Initiator der Gedächtnisweltmeisterschaft und international erfolgreicher Autor zahlreicher Bücher über Lese-, Lern- und Gedächtnistechniken, persönlich neben mich, um mir beim Merken zuzuschauen, schließlich würde ich mit zwölf Jahren der jüngste Grandmaster werden. In dem Moment packte mich der Ehrgeiz und ich sagte mir, du schaffst das jetzt und siehe da, ich memorierte den Kartenstapel in 2.59 Minuten. Und so bekam ich 1999 als erster Junior ganz unverhofft meinen Grandmastertitel. (S. 21)

Durch das Gedächtnistraining werden Sie Ihre Sinneswahrnehmung weiter aktivieren und schärfen und diese Eindrücke werden Ihnen helfen, hilfreiche Assoziationen zu finden und Verknüpfungen zu erstellen. Es klingt trivial, aber vermutlich werden Sie noch zugänglicher für die kleinen Dinge des Lebens, als Sie es vielleicht schon sind: Sie werden sich wundern und freuen, wenn Sie etwa im Winter unerwartet Vogelgesang hören. Auch die Menschen in Ihrer unmittelbaren Umgebung werden Sie viel intensiver wahrnehmen und sich so besser mit ihnen auseinander setzen können. Ebenso werden Sie fremden Menschen aufmerksamer gegenübertreten, und dadurch wird es Ihnen leichter fallen, sich Namen und Gesichter zu merken.

Diese verbesserte Beobachtungsgabe wird auch Ihre sprachliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit steigern. Denn je mehr Detailkenntnisse Sie haben, desto lebhafter können Sie Ihr Gegenüber im Gespräch begeistern, überzeugen und beeindrucken oder Ihre Vorstellungen schriftlich ausdrücken. Ihre verbesserte Vorstellungskraft wird Sie bei allen kreativen Prozessen unterstützen.

Sie stellen die Weichen für flexibles und vernetztes Denken. Durch die immer komplexer werdenden Strukturen unsrer Welt wird vernetztes Denken zunehmend an Bedeutung gewinnen und eingesetzt werden müssen. Wir werden gefordert sein, noch weiter vorauszudenken, vor allem nicht spartenspezifisch, sondern fachübergreifend.

Vernetztes Denken bedeutet, Prozesse nicht nur im Hinblick auf die eigenen Interessen zu analysieren, zu strukturieren und umzusetzen, sondern sie auch aus anderen Blickwinkeln zu betrachten, tun zu abgestimmten und nachhaltigen Lösungen zu gelangen, die eine breite Zustimmung finden. Hierfür ist ein breit gefächertes Wissen notwendig, das nur über einen vernetzten Aufbau unseres Wissens und damit unseres Denkens im Gehirn entstehen kann. Dabei spielt die Stärkung der Gedächtnisfunktion eine bedeutende Rolle, da beim Vorgang des Erinnerns immer wieder die verschiedensten Regionen des Gehirns aktiviert werden und so unzählige neue Nervenbahnen entstehen oder verstärkt werden und so Voraussetzungen für alternative, neue Sichtweisen und kreative Lösungsansätze schaffen.

Beim Gedächtnistraining erfahren Sie auch bewusst, dass es ungezählte Möglichkeiten gibt, Kombinationen zwischen verschiedenen Begriffen oder Gegenständen herzustellen, die von den jeweiligen Erfahrungen des Einzelnen und seinen Lebensumständen abhängig sind. (S. 17/18)
 

Motivation ist alles - das erste Erfolgserlebnis

Eine ganz normale Merkliste

Sie wollen für ein paar Tage nach Holland ans Meer verreisen. Noch sitzen Sie in Ihrem Auto auf dem Weg nach Hause von einem anstrengenden Arbeitstag und überlegen, was Sie alles noch vorbereiten müssen. Natürlich haben Sie im Moment keine Möglichkeit, Ihre zu erledigenden Dinge aufzuschreiben. Und Sie sind von der Arbeit noch so gestresst und zerstreut, dass Sie die Hälfte schon wieder vergessen hätten, bevor Sie zu Hause ankommen.

Aber Sie stehen gerade an einer Ampel und beginnen doch zu überlegen: Der Anrufbeantworter muss noch zur Reparatur gebracht werden. Sie wollen noch Obst, Limonade, Schinken und Käse für die Fahrt morgen einkaufen, Sie brauchen außerdem ein paar neue Badeschlappen. Ihre Strandmatte hat im letzten Urlaub auch den Geist aufgegeben, der Drachen muss geflickt werden und die Zahnpasta ist schon wieder alle. Sie wollen auch noch unbedingt eine Freundin anrufen und vor der Abreise die Blumen düngen. Sie brauchen eine neue Einkaufstasche, der Schirm ist noch nicht eingepackt, genauso wenig wie die Sonnenbrille und von der netten Nachbarin wollen Sie sich auch noch verabschieden. Als die Ampel auf Grün schaltet, steigen Sie gestresst aufs Gas, rasen fast ihrem Vordermann auf die Stoßstange und denken nur entnervt, wie soll ich mir das alles merken!

Lassen Sie sich mit einer kleinen Geschichte beim Memorieren helfen. Ich werde Ihnen jetzt eine etwas abstruse Geschichte erzählen, die Sie sich bitte vor Ihrem inneren Auge vorstellen. Lassen Sie fantasievolle Bilder in Ihrem Kopf entstehen und versuchen Sie, einzelne Wahrnehmungen wie Gerüche, Geräusche oder Berührungen im Geiste zu erzeugen.
Sie kommen in Ihre Wohnung und sehen als Erstes Ihren Anrufbeantworter, der kaputt ist und vor allem deprimiert: Er bekommt schon seit Tagen keine netten Anrufe mehr aufs Band gesprochen. Sie empfinden Mitleid und wollen ihm ein bisschen Obst kaufen, das er doch so gerne mag. Und Sie lieben es, seinem zufriedenen Schmatzen zu lauschen. Damit er nicht verdurstet, wollen Sie ihm auch noch Limonade mitbringen. Beim Einkaufen fällt Ihr Blick auf den herrlichen Schinken an der Fleischtheke. Ihnen läuft schon beim Betrachten das Wasser im Mund zusammen. Auf dem Nachhauseweg bemerken Sie jedoch, dass der verführerische Schinken in der Hitze angefangen hat, nach Käse zu stinken und Sie kaufen sich im nächsten Laden rote Badeschlappen, um den Geruch mit ihnen wegzuwedeln. Das ist jedoch sehr anstrengend und Sie beschließen, sich auf der nächsten Wiese, wo eine blau-gelb gepunktete Strandmatte liegt, erst einmal auszuruhen. Sie sind fast eingeschlafen, da steht plötzlich ein riesiger, giftgrüner, feuerspeiender Drache vor Ihnen, der Sie gerne fressen möchte. Zum Glück haben Sie noch Zahnpasta dabei, die Sie ihm erfolgreich ins Maul spritzen und ihn so vertreiben. Allerdings haben Sie auch was abbekommen und spüren die glitschige Zahnpasta auf Ihrer Haut trocknen. Noch völlig geschockt, rempeln Sie daraufhin Ihre Freundin an, die Ihnen zufällig entgegenkommt, und zwar so stark, dass Sie die von ihr frisch gekauften Blumen zerdrücken. Bei der Rempelei ist auch Ihre Einkaufstasche kaputt gegangen, woraufhin Ihre Freundin Ihnen ihren aufgespannten Schirm als Ersatz anbietet. Sie lehnen natürlich nicht ab. Zur Entschädigung gehen Sie zusammen einkaufen und schenken Ihrer Freundin eine wunderschöne große, rosa getönte Sonnenbrille. Da Sie Ihnen auch so gut gefällt, kaufen sich selbst auch gleich eine. Ihre Nachbarin, die zufällig aus ihrer Wohnungstür schaut, als Sie nach Hause kommen, schaut Sie sehr neidisch an.

  1.  Anrufbeantworter
  2.  Obst
  3.  Limonade
  4.  Schinken
  5.  . . .
  6.  
  7.  
  8.  
  9.  
10.  
11.  
12.  
13.  
14.  
15.

Falls Sie nach dem Lesen nun noch nicht das Gefühl haben, alle Wörter zu kennen, lesen Sie die Geschichte noch einmal durch und fügen Sie, wenn nötig Ihre eigenen kleinen Details hinzu. Wenn Sie sich allerdings schon sicher fühlen, schreiben Sie die Begriffe möglichst in der richtigen Reihenfolge auf.
 

Na, an wie viele Begriffe konnten Sie sich dieses Mal schon erinnern? Das Merken von Fakten durch den Aufbau einer Geschichte ist erst der Anfang, Ihre Gedächtnisfähigkeit zu entwickeln. Mithilfe dieser Merkwörter werden Sie sich auch wieder daran erinnern, was Sie im einzelnen erledigen wollten.
 

Noch besser: das Erinnern mit der Routenmethode

Sie haben sicherlich gemerkt, dass es hilft, eine Geschichte zu erfinden, um sich an einige wenige Worte zu erinnern. Aber Sie haben vermutlich auch festgestellt, dass man ganz schnell ein, zwei Sachen vergisst oder die Reihenfolge vertauscht und auch keine Möglichkeit hat, das Gemerkte auf seine Vollständigkeit zu überprüfen.

Um ihnen nun noch kurz zu demonstrieren, zu welch größeren Leistungen Ihr Gehirn in der Lage ist, werde ich Ihnen an dieser Stelle schon eine weitere Möglichkeit zeigen, die Ihnen ein lückenloses und sicheres Merken beinahe garantiert. Dabei handelt es sich um die so genannte Routenmethode. Bevor Sie mithilfe dieser wirksamen Methode mit dem Merken loslegen, müssen Sie allerdings zuerst noch eine kleine Aufgabe erfüllen.

Machen Sie einen kleinen Rundgang durch Ihre Wohnung und legen Sie zehn Punkte fest, die Ihnen eine Hilfe sein werden, um sich an die richtige Reihenfolge der Begriffe zu erinnern, die Sie sich anschließend merken wollen.
Am besten fangen Sie an Ihrer Wohnungstür an und gehen nun je nach Wunsch im oder gegen den Uhrzeigersinn durch die Räume. Suchen Sie sich zehn markante Gegenstände aus, die schon seit langem in Ihrer Wohnung am gleichen Ort stehen oder liegen und legen Sie die Reihenfolge fest: zum Beispiel eine Kommode, die Garderobe, ein Spiegel, ein Stuhl, das Spül- oder Waschbecken, ein Tisch, ein Kleiderschrank, eine Pflanze, ein Regal, ein Sessel oder Teppich. In jeder Wohnung sieht es sicher anders aus, aber ähnliche Gegenstände werden Sie auch in Ihrer Umgebung finden. Mir geht es hier nur darum, Ihnen das Festlegen einer Route zu erläutern. Also legen Sie kurz das Buch zur Seite, stehen Sie auf und legen Sie zehn prägnante Punkte in der Wohnung fest. Viel Spaß bei Ihrem Rundgang!

  1.  Kommode
  2.  Garderobe
  3.  Spiegel
  4.  Stuhl
  5.  Waschbecken
  6.  Tisch
  7.  . . .
  8.  
  9.  
10.  

Tragen Sie Ihre erste eigene Route bitte in die Übersicht auf der folgenden Seite ein:
Bevor Sie nun weitermachen, gehen Sie Ihre Routenpunkte in der richtigen Reihenfolge noch einmal im Geiste durch. Diesmal werden Sie keine Geschichte von mir erzählt bekommen, sondern die zu merkenden Begriffe mit den Gegenständen, also den Merkpunkten Ihrer kleinen persönlichen Route verknüpfen. Wie es funktioniert, erläutere ich Ihnen an den beiden Begriffen >Katze< und >Zettel<:

Angenommen Ihr persönlicher erster Routenpunkt ist eine Kommode. Stellen Sie sich nun zum Beispiel bildlich vor, wie eine kleine getigerte Katze über die Kommode spaziert. Sie hebt ganz vorsichtig ihre Beine, um nichts herunterzustoßen, und setzt sich dann schnurrend und zufrieden hin.

Der zweite Punkt auf der Route ist die Garderobe. Um mir das Wort Zettel zu merken, würde ich mir vorstellen, dass an allen Mänteln und Jacken, die dort hängen, kleine Zettel kleben und dass man sie deshalb nicht mehr anziehen kann.

Das Wichtigste an dieser Methode ist, dass Sie eine möglichst originelle Verbindung zwischen dem Routenpunkt in Ihrer Wohnung und dem zu merkenden Gegenstand herstellen und dass Sie die Bilder im Geiste wirklich vor sich sehen. Und vergessen Sie nicht, je farbiger, lustiger und verrückter Ihre Assoziationen und Verknüpfungen sind, umso besser werden sie in Ihrem Gehirn gespeichert.

Möchten Sie sich nun die zu merkenden Begriffe wieder in Erinnerung rufen, gehen Sie im Geist Ihre Route vom ersten bis zum letzten Punkt durch und rufen die Bilder wieder ab. Wenn Sie an den ersten Routenpunkt denken, sehen Sie wieder die kleine Katze vor sich, wie sie über die Kommode balanciert. Das erste zu memorierende Wort ist also >Katze<. Sie gehen in Gedanken entlang Ihrer Route weiter zur Garderobe, wo die vielen Zettel auf den Mänteln und Jacken kleben. Das zweite Wort ist also >Zettel< und so weiter.
Bei zehn zu merkenden Wörtern erscheint diese Methode zunächst etwas aufwändig und umständlich. Aber warten Sie ab. Sicherlich sind zehn Wörter auch durch stures Auswendiglernen noch zu merken und vielleicht auch über einen längeren Zeitraum zu behalten. Aber warum schreiben Sie immer noch Einkaufszettel, wenn diese Aufgabe so einfach ist? Diese Methode hat noch einen anderen Vorteil, denn Sie haben eine bessere Kontrolle, ob Sie sich wirklich die Begriffe vollständig gemerkt haben und Sie haben die Möglichkeit, über viele zusätzlich gespeicherte Informationen wieder Zugriff zu den memorierten Begriffen zu erhalten, selbst wenn Sie Ihnen im ersten Moment nicht einfallen wollen. Wenn Sie einmal den Inhalt eines Buches oder eines Vortrags abspeichern oder sich zahlreiche Stichpunkte merken wollen, werden Sie diese Routenmethode lieben. Und durch die fantasiereiche Vorstellung der zu merkenden Begriffe geben Sie Ihrem Gehirn viele Anhaltspunkte, wo es die gesuchte Information finden kann. (S. 38 - 43)
 

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